Überblick

Chronik 1842 - 1909

Sängervereinigung 1842
Nieder-Olm e.V

 

1842

Wie überall im Lande, fanden sich auch in unserer Gemeinde Männer aller Altersklassen zusammen und gründeten im Jahre 1842 den "Männergesangverein 1842", mit dem schönen Ziel, gemeinsam dem deutschen Lied nach Kräften zu dienen. Der Gesangverein zählte 27 aktive Mitglieder:
Johannes Ambach, Joseph Frisch, Johannes Lohrum, Konrad Seibert, Anton Schlüssel, Philipp Schwarz, Konrad Sieben, Michael Stenner, Johannes Stohr, Jakob und Michael Horn, Philipp Instadt, Bernhard Müller, Valentin Rögner, Heinrich Schlüssel, Jakob Seibert, Jakob Sieben III, Michael Becker, Anton Fuchs, Bartholome Horn, Philipp Kerz, Friedrich Müller, Philipp Stamm, Konrad Becker, Karl Eberhard, Rudolf Schwarz und Georg Stang. Gründungspräsident war Dr. Rudolph Schwarz, prakt. Arzt, Brennereibesitzer und von 1848 bis 1853 Bürgermeister in Nieder-Olm. Initiator für die Vereinsgründung war der katholische Pfarrer, Dekan Peter Anton Greipp (1833 bis 1858) in Nieder-Olm, dessen Grab sich heute noch auf dem Nieder-Olmer Friedhof befindet.
Erster Dirigent war Lehrer Andreas Holzamer aus Heusenstamm (Großvater des späteren Nieder-Olmer Heimatdichters Wilhelm Holzamer), der 1842 die frei gewordene Stelle von Lehrer Kügel an der Nieder-Olmer Schule übernommen hatte und auch Organist an der kath. Pfarrkirche war.
Diesen ehrbaren Männern gilt noch heute unser Dank.

HEIMAT UND HERKUNFT
  Die Familie Holzamer kann man nicht als eine alte rheinhessische Familie bezeichnen, wenn man die Spuren verfolgt, die sie in der rheinhessischen Gemeinde Nieder-Olm, dreizehn Kilometer südwestlich von Mainz, hinterlassen hat. Auch der Name Holzamer, dessen Etymologie schwankend ist, kommt sonst nicht im linksrheinischen hessisch-pfälzischen Raum vor. Die Holzamer sind Zugewanderte. Nicht ganz hundert Jahre lang haben sie Heimat in Nieder-Olm gehabt; danach findet man ihre direkten Nachkommen in die rheinhessischen Randgebiete (Bingen, Oppenheim, Worms) und über den ganzen deutschen Raum, ja bis ins Ausland, nach Frankreich und Nordamerika, verstreut. In Nieder-Olm lebt heute kein Mitglied der Familie Holzamer mehr.
  Aber gerade in dieser Gemeinde, die an der Pulsader des rheinhessischen Raumes, an der Pariser Straße, gelegen ist, haben die Holzamer jenen Aufstieg begonnen, der ihrem Namen Bedeutung und Ansehen verliehen hat. Freilich handelt es sich dabei nur um einen Ast der an sieh größeren Gesamtfamilie, -- doch wiederum um jenen, dessen Herkommen aus dem rheinfränkischen Volkstum durch die Erscheinung des Dichters Wilhelm Holzamer am deutlichsten zu belegen ist.

Die Persönlichkeit des Andreas Holzamer (Großvater von Wilhelm Holzamer):

  Der Lehrer Andreas Holzamer, den wir hier im Hinblick auf den Dichter Wilhelm Holzamer als den Ahn der Familie bezeichnen wollen, ist am 1. August 1805 noch in Heusenstamm (Kreis Offenbach am Main) als Sohn eines dort ansässigen Landwirts geboren. Er kam im Jahre 1834 nach Rheinhessen, als er die katholische Lehrerstelle in Osthofen (Kreis Worms) antrat. Sieben Jahre später, am 1. November 1842 wurde er an die zweiklassig gewordene Volksschule in Nieder-Olm versetzt, und hier beginnt seine Persönlichkeit über das Einwirken auf seinen Enkel Wilhelm hinaus für uns greifbar zu werden. -- Andreas Holzamer war nämlich, als er nach Nieder-Olm kam, bereits das, was man in der historischen Zeitspanne zwischen dem Hambacher Fest und dem Wirken der Frankfurter Nationalversammlung "demokratisch eingestallt" zu nennen pflegte.
  Er trat für die revolutionären Gedanken der Bundesreform ein und verfocht leidenschaftlich die Idee der Herauslösung der Volksschule aus der kirchlichen Oberaufsicht. Dieser primäre Gedanke erweiterte sich ihm im Laufe der Zeit, auch über die Revolutionsjahre von 1848/1849 hinaus, immer mehr zu der allgemeinen Forderung nach Erneuerung von Würde und Unabhängigkeit des Lehrerstandes. Er stand mit dieser Ansicht zwar nicht allein, denn viele andere, so auch der vor ihm in Nieder-Olm tätig gewesene Lehrer und spätere Landtagsabgeordnete Paulsackel, vertraten die gleichen Forderungen. Aber innerhalb der Dorfgemeinschaft wurde der Lehrer Andreas Holzamer, der seine Ansichten in Denkschriften an das Ministerium in Darmstadt niederlegte, im Zuge der Reaktion bald als "Heidenlehrer" nach der Formel "Demokrat = Kirchenfeind" bezeichnet. Außerdem bezog sich die demokratische Presse bei ihren Kommentaren öfter auf sein Beispiel und veröffentlichte die Eingaben, die er dem großherzoglichen Ministerium unterbreitet hatte. Freilich, der Lehrer Holzamer hielt keinen orthodoxen Religionsunterricht, denn er war selbst zur "freireligiösen" Auffassung durchgedrungen; aber er blieb eine vornehme, offene und jedenfalls auch tolerante Persönlichkeit, begabt mit einem außergewöhnlichen pädagogischen Talent, das ihm die Liebe und die Anhänglichkeit seiner Schüler gewann. Er war leidenschaftlich der Musik ergeben und als Inhaber der ersten Nieder-OImer Lehrerstelle auch zum Organistendienst in der katholischen Pfarrkirche rechtlich verpflichtet. Sowohl die Leitung des Gesangvereins, der wiederum, weil Holzamer der Dirigent war, "Demokratenverein" genannt wurde, als auch das Amt des Organisten versah er jahrelang mustergültig und pflichtbewusst. Mühsam erkämpfte er sich das Ansehen unter den Dorfbewohnern. Er hat es später nicht mehr verloren, auch als er seinen Dienst als Lehrer quittieren musste.
  Im Jahre 1860 fanden die ständigen Kontroversen mit der Kirchenobrigkeit wider den Willen des Lehrers Andreas Holzamer ihr Ende durch das Eingreifen des Mainzer Bischofs Wilhelm Emanuel von Ketteler, der die zwangsweise Pensionierung des 48er-Revolutionärs Holzamer erwirkte. Zwei Jahre zuvor hatte die Gemeinde Nieder-Olm noch beschlossen, Holzamer das Organistengehalt zu erhöhen. Dieser Beschluss ist aber, weil er von der Kirchenobrigkeit nicht genehmigt wurde, nie wirksam geworden. Aus dieser Tatsache wird klar ersichtlich, dass Holzamer sich einerseits eines ungeschmälerten Ansehens auch als "Demokrat" erfreuen durfte, dass andererseits sein persönliches Schicksal aber eng an die Differenzen gebunden blieb, die er aus idealer Gesinnung mit den herrschenden Regierungsgewalten heraufbeschworen hatte. Durch die zwangsweise Pensionierung in ernste wirtschaftliche Schwierigkeiten gebracht, gründete Andreas Holzamer in Nieder-Olm eine Privatschule, um daraus die Mittel für den Unterhalt seiner großen Familie zu gewinnen. Neun Kinder waren ihm in der Zeit zwischen 1842 und 1858 geboren worden, davon starben drei sehr früh. Der älteste, der am 6. 6. 1842 in Oppenheim geborene Sohn Heinrich Georg Josef Holzamer, ist der Vater des Dichters Wilhelm Holzamer.
  Die Nieder-Olmer Privatschule erfreute sich bald eines blühenden Lebens. In den dreiundzwanzig Jahren ihres Bestehens hat sie sich unter der Leitung ihres kraftvollen, gebildeten und den modernen Zeitaufgaben zugewandten Lehrers um die Heranbildung der geistig aufgeschlossenen Jugend auch in den Nieder-Olm umgebenden Orten verdient gemacht. Sie galt als das Sprungbrett zur Mainzer Realschule, denn Andreas Holzamer lehrte bereits in den ersten Klassen die französische Sprache. Auch diese Tatsache muss als ein Erbe der 48er Jahre bei Andreas Holzamer angesehen werden, denn die Hinwendung zu dem ebenfalls revolutionären Frankreich zeichnet namentlich die 48er-Revolutionäre in Baden und im hessisch-pfälzischen Räume aus. Zum andern dürfte das Wertgefühl für eine Fremdsprache auch aus dem idealistischen Sinn der deutschen Demokraten von Hambach zu verstehen sein, welche die Einheit Deutschlands als Volkssouveränität bei gleichzeitiger Verbrüderung der Völker anstrebten. Offenbar wirkte der starke internationale Zug der frühen pfälzischen Revolutionsbewegung in diesem Fremdsprachenbedürfnis des Lehrers Holzamer nach.
  Die Schüler von Holzamers Privatschule setzten sich zum großen Teil aus Anwärtern auf die höhere Schule zusammen. Fast alle Kinder der in der Nähe wohnenden jüdischen Händler und Kaufleute erfuhren dort ihre geistige Erziehung, wobei für die jüdischen Eltern die Tatsache der absoluten religiösen Toleranz in Holzamers Schulerziehung entscheidend gewesen sein mag. Aber dem "alten Holzamer", wie ihn die Leute bald nannten, da er in ihren Augen doch Herr über sein Schicksal geworden war, eignete auch ein starker sozialer Zug, der seinen Ausdruck darin fand, dass er trotz seiner finanziellen Notlage den Kindern Minderbemittelter, wenn sie nur Begabung zeigten, den freien Eintritt in seine Schule nicht verwehrte.
  Auf Grund dieser Zeugnisse darf man den Lehrer Andreas Holzamer als einen für seine Zeit modernen, fortschrittlichen Menschen, als einen aufrechten, unbestechlichen Charakter und als einen über das übliche Niveau hinaus gebildeten und wegweisenden Pädagogen bezeichnen. Obwohl er keinen Nachfolger hat finden können, und so die Bezirke seines Wirkens relativ klein blieben, ist er in unserem Zusammenhang besonders wichtig, weil ihm als Großvater des Dichters Wilhelm Holzamer ein wesentliches Verdienst an dessen geistiger Durchbildung seit der frühesten Jugend zukommt. Alle Keime, die der alte Lehrer in seinem Enkel- und Patenkind Wilhelm Andreas bis zu dessen dreizehntem Lebensjahre hüten und pflegen konnte, ehe er überraschend im Jahre 1883 starb, sind später prächtig aufgegangen und haben in den Dichtungen Wilhelm Holzamers während aller Schaffensperioden leuchtende Blüten getrieben. Der Dichter aber hat das Andenken an den Ahn der rheinhessischen Holzamer immer in hohen Ehren gehalten, und er ist nicht müde geworden, immer wieder zu unterstreichen, welche wertvollen Voraussetzungen für sein Werk ihm der Großvater mit seinem lauteren Menschentum geschaffen hat.
(Quelle: Auszug aus der Dissertation von Günter Heinemann, Nieder-Olm, 1956)

1846

Mit großer Begeisterung gingen die Sänger ans Werk und beteiligten sich schon nach vier Jahren, am 8. Juni 1846, mit dem "Nocturno" von Blum und dem "Studentengruß" von Berner am "Wettsingen rheinhessischer Gesangvereine" in der Mainzer Fruchthalle.
Sie bekamen von den drei Wertungsrichtern, Kapellmeister Suhr aus Frankfurt, Vincenz Lachner aus Mannheim und Hofkapellmeister W. Mangold aus Darmstadt den 3. Preis, eine Silbermedaille, zugesprochen. Diese erste Medaille wird seitdem im Vereinsarchiv hoch in Ehren gehalten, ist sie doch der älteste Nachweis der Frühaktivitäten des jungen Männergesangvereins.

Intelligenzblatt für den Landkreis Mainz, Samstag, den 13. Juni 1846:
Wettgesang rheinhessischer Singvereine in Mainz den 8. Juni 1846
"....Vier Preise waren ausgestellt, zwei goldene und zwei silberne Medaillen von verschiedenem Werthe: wer dieselben bekommen sollte, darüber schien am Schlusse bei allen Anwesenden fast nur eine Stimme zu herrschen; nur über den Rang der vier besten Vereine war man nicht vollkommen übereinstimmend, und sah deshalb mit Spannung der Entscheidung der Herren Preisrichter entgegen. Diese - die Herren Kapellmeister Suhr von Frankfurt, Vincenz Lachner von Mannheim, und Hofkapellmeister W Mangold von Dannstadt - thaten den Ausspruch: "Den ersten Preis erhält der Verein zu Castel (unter der Leitung des Herrn A. Werner), den zweiten Preis der von Oppenheim (unter der Leitung des Herrn W Jost), den dritten der von Nieder-Olm (unter der Leitung des Herrn A. Holzamer), den vierten der von Ebersheim (unter der Leitung des Herrn Gumbel)....

Der rheinische Telegraf, Jahrg. 8, Sonntag, den 14. Juni 1846, S. 184:
Feuilleton des Einheimischen und Fremden.
"...Der Verein zu Nieder-Olm, unter Leitung des Hrn. A. Holzamer, siegend mit dem dritten Preise. Derselbe hätte vielleicht mit seinem "Nocturno" von Blum und seinem "Studentengruß" von Berner sich noch höher in die Gunst der Richter emporgeschwungen, wenn sein Chor stärker und die Aussprache etwas besser gewesen wäre..."

In den ersten Jahren nach der Gründung wurde eine Vereinsfahne geweiht. Leider fehlen im Vereinsarchiv jegliche Unterlagen darüber, da die Protokollbücher aus dieser Zeit abhanden gekommen sind. Falls diese Unterlagen irgendwann aufgefunden werden, wären sie für das Vereinsarchiv eine große Bereicherung.

1878

Nach vollbrachter Pionierarbeit legte Andreas Holzamer 1878 den Dirigentenstab in die Hände des Landwirts und Kohlenhändlers Jakob Sieben, der nebenberuflich Musiker war und die Chöre noch mit der Violine einübte.

1882

In die Dirigentenzeit des Jakob Sieben fiel das 40jähriges Stiftungsfest (noch mit der ersten Fahne >siehe Bild<). Diese erste Vereinsfahne wurde Lorenz Schwarz 1916 mit ins Grab gegeben.

1892

50jähriges Jubiläum mit der Weihe einer neuen Fahne am 26. und 27. Juni 1892, das im Hof des Ehrenvorsitzenden Anton Sieben festlich begangen wurde.

Festrede des 1. Vorsitzenden Peter Ambach anläßlich des 50jährigen Jubiläums, im Jahre 1892.
"Verehrte Festgenossen, werthe Damen, liebe Herren!
>>Wo man singt, da laß dich ruhig nieder<<, und >>Singe wem Gesang gegeben<< das waren wohl die deutschen Dichterstimmen, von denen begeistert, heute vor 50 Jahren eine Reihe gesangeskundiger Männer unserer Gemeinde Nieder-Olm zusammentraten, um einen Verein zu gründen zur Pflege der edlen Sangeskunst. Leider ist es den Gründern des Vereins, ich nenne hier nur den ersten langjährigen Präsidenten, Herrn Rudolph Schwarz, der selbst ein Meister des Gesangs gewesen, den ersten so verdienstvollen Dirigenten Herrn Lehrer Holzamer, die Herren Pfarrer Greipp, Conrad Seibert und Anton Ambach, ich sage: leider ist es diesen Männern außer dem letztgenannten Herrn Anton Ambach nicht mehr vergönnt theilzunehmen an unserem heutigen Jubelfeste, dem fünfzigjährigen Bestehen des von ihnen ins Leben gerufenen Vereins. Wohl aber hatten sie alle das Glück zu sehen, wie der von ihnen gegründete junge Verein aufblühte und gedieh, wie in ihrem Kreise die edle Sangeskunst eine wahre Heimstätte gefunden. Allüberall in allen Konzerten, auf allen Sängerfesten, wo selbst der junge Verein seine Weisen und Lieder erschallen ließ, wo sich das von hiesigen Frauen und Jungfrauen schon nach wenigen Jahren gestiftete Vereinsbanner entfaltete, allüberall war es dem Verein vergönnt Lob und Anerkennung zu ernten, sich Lorbeer und Palme des Gesanges zu erringen.
Zu allen seinen Triumphen wehte dem Verein seine Fahne voran, die - in Ehren alt geworden - heute dem neuen Banner weichen muß; Möge ihm ein gleiches schönes Schicksal beschieden sein, möge auch das neue Banner nun das Wachsen und Gedeihen des Vereins erschauen und den Verein in friedlichem Sangeswettstreite zu neuen Triumphen geleiten.
Mit diesem unser aller Wunsche falle denn Hülle des neuen Banners und flattere Fahne einer schönen glücklichen Zukunft entgegen unter unserem donnernden dreifachen Hoch für das Weiterblühen des Vereins; der Nieder-Olmer Gesangverein hoch, nochmals hoch und abermals hoch!"

1908

Aber wie wenig, wie mechanisch, wie unzufrieden hier der Gesang gepflegt wurde zeigt, daß nach Verlauf von 66 Jahren ein zweiter Gesangverein mit dem Namen "Liederkranz" sich konstituierte. Der Gesangverein "Liederkranz" wurde am 16. Februar 1908 im Lokal von Herrn Johann Mertens gegründet. Den Anlaß zur Bildung eines neuen Vereins gaben Unzufriedenheiten und Auseinandersetzungen in dem "Männergesangverein 1842", wobei fünf Sängern der Ausschluß aus dem Verein erklärt wurde.
Es waren dies die Herren: Georg Barber, Michael Debo, Adam Heyer, Josef Heyer und Anton Schreiber. Gerade diese fünf Herren haben die Gründung eines zweiten Gesangvereins vorangetrieben. Sei es aus Liebe zum Gesang oder war es die schwere Beleidigung, die ihnen zugefügt wurde. Sie ereiferten sich bei der Werbung um neue Vereinsmitglieder, insbesondere muß hier Georg Barber erwähnt werden, der sich nicht scheute, mit einer Namensliste von Freund zu Freund zu eilen, um diese für die neue Sache zu gewinnen. Eifrige Hilfe erhielten diese fünf Leute sofort in früheren Mitgliedern des MGV 1842 , die zuvor schon keine Freude und Spaß mehr hatten, sei es seiner Eintönigkeit und des eigenen Ichs, das hier so stark obwaltete, daß man bereits bei der ersten Generalversammlung schon mehrere aktive Mitglieder aus dem MGV 1842 zählen konnte. Insgesamt waren es 35 aktive Vereinsgründer.

Erster Vorsitzender des "Liederkranz" wurde Peter Ambach, als Dirigent wurde Lehrer Georg Sander gewählt.
Weitere Vorstandsmitglieder waren: Joh. B. Deuer (2. Vorsitzender), Georg Frisch (Kassierer), Adam Heyer (Schriftführer), Beiräte: Simon Mayer, Peter Lohrum, B. Beißmann und Konrad Grode. In der ersten Generalversammlung wurden die Vereinsstatuten und der Grabgesang festgelegt. Die Noten hatte jedes Mitglied im ersten Jahr selbst zu zahlen. Am Jubiläumstag, des Oberlehrer Büchler, wetteiferte bereits dieser junge Verein mit dem Männergesangverein 1842 und dem evangel. Kirchenchor. Der Anfangsgesang wurde allgemein als gut bezeichnet. Von der gegnerischen Seite sah man verächtlich auf den jungen Verein herab und taufte ihn den "Rabattverein".

1909

Neujahr 1909 wurde bereits die erste Probe des Könnens in einem Konzert abgelegt, wobei auch das Theaterstück "Der Glockenguß zu Breslau" aufgeführt wurde. Der Dirigent des MGV 1842, Jakob Sieben, gab den Taktstock an Lehrer Liebmann aus Nackenheim weiter, der 1889 an die hiesige Volksschule versetzt worden war und 1920 deren Rektor wurde.
1910 wurde er, aus Krankheitsgründen, von Jakob Sieben und Georg Sander abwechselnd vertreten.

Lehrer Liebmann führte den Männergesangverein 1842 durch eine stolze Ära, starb aber 1921, 58-jährig, an einem schweren Leiden. Beide Vereine standen aber keineswegs in Konkurrenz oder als Rivalen gegenüber, sondern wetteiferten friedlich nebeneinander. Warum auch sollte keine Eintracht herrschen, denn letztlich waren die Sänger beider Chöre Söhne der Gemeinde Nieder-Olm und somit außerhalb des Vereinslebens Nachbarn und Freunde.

Am 7. Februar feierte der Gesangverein "Liederkranz 1908" sein erstes Stiftungsfest, dabei hatte Dirigent Georg Sander allen Grund, auf seinen Verein stolz zu sein. Auch ein Damenterzett hatte sich gebildet und brachte das Stück "Die Kapelle" vor.
Die Einladungen an den "Liederkranz" waren so zahlreich, daß sich innerhalb des Vereins eine innere Unruhe breitmachte, was zur Folge hatte, daß viele die Gesangsstunden nicht mehr regelmäßig besuchten. Der Dirigent Georg Sander kaufte übermäßig viele Noten, so daß der Verein in finanzielle Schwierigkeiten kam. Noch am Tag vor dem 2. Konzert war alles in schlechter Stimmung. Der Dirigent ging so weit, daß er dem Verein den Taktstock vor die Füße warf. Aber am Tag des Konzertes, dem 21. November 1909, war alles vergessen.
Der Unwille, der sich in dem Verein nun einmal eingerissen hatte, pflanzte sich weiter. Vorstandsmitglieder sind aus dem Vorstand ausgetreten, Mitglieder sind ausgetreten, und dies alles verursacht durch das Benehmen des Dirigenten. Sander war nicht mehr der Mann, der einem Verein vorstehen konnte. Man glaubte schon, in eingeweihten Kreisen, den Verein als verloren.